Vias d'Art 2020, Pontresina

Vias d'Art 2020, Pontresina

La Réproduction Interdite / The Forbidden Reproduction, 2020

Digital Ink-jet on Neobond mirror, 65x81cm, easel ca. 70 x170 cm

The surrealistic painting "La Reproduction Interdite" was painted by René Magritte in 1937. The painting shows a man who strangely sees the back of his head in the mirror - it preserves the mystery of the man's face and thus shows the impossibility of depicting reality through a painting. I digitally reproduced the painting as a copy on a mirror, thereby evoking Michelangelo Pistoletto's famous series of mirror paintings (since 1962). Like Pistoletto, Dareger is not only investigating the dimension of time, but what is activated in the interplay between the surrealist painting and the virtual space created by the reflective surface enabling the involvement of the viewer and his surroundings. The piece is installed on an easel as a sculpture under the open sky, reminiscent of many surreal paintings by René Magritte showing an easel with a picture in the landscape - a painting within the painting. Magritte meets Pistoletto: miroir, mon beau miroir, montre-moi l’irréel.

La Réproduction Interdite

Digital Ink-jet auf Neobond Spiegel, 65x81cm, Staffelei ca. 70 x170 cm

Das surrealistische Gemälde “La Reproduction Interdite" wurde 1937 von René Magritte gemalt. Das Gemälde zeigt einen Mann, der groteskerweise im Spiegel seinen Hinterkopf sieht-es bewahrt also das Geheimnis des Gesichts des Mannes und zeigt damit die Unmöglichkeit, die Realität durch ein Gemälde darzustellen, als auch, sie im Spiegel zu sehen. Christoph Draeger reproduziert das Gemälde per Digitaldruck als Kopie auf einen Spiegel und evoziert damit Michelangelo Pistoletto’s berühmte Serie der Mirror Paintings (seit 1962). Wie Pistoletto geht es Draeger darum, die Dimension der Zeit nicht nur darzustellen, sondern durch die Einbeziehung des Betrachters und seiner Umgebung in der Realität zu repräsentieren und zu beobachten, was im Wechselspiel zwischen dem surrealistischen Gemälde und dem von der reflektierenden Oberfläche erzeugten virtuellen Raum aktiviert wird. Das Bild wird, auf eine Staffelei montiert, als Skulptur unter freiem Himmel ausgestellt und erinnert damit an Bilder von René Magritte, welche eine Staffelei mit einem Bild in der Landschaft zeigen - ein Bild im Bild. Magritte meets Pistoletto: miroir, mon beau miroir, montre-moi l’irréel.

Kunstwege 2020, Pontresina: Publikationen zur Schönheit

A Proposal for Pontresina

Felsbrocken, Gravur, Farbe

Das Werk “A Proposal for the Furkapass" des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay (1925-2006) von 1987 für Furkart stellt, reliefartig aus der Oberfläche eines herumliegenden Felsbrocken gehauen, die Signatur von Ferdinand Holder dar, der Anfangs unseres Jahrhunderts die Berglandschaft als heroisches Zeichen gemalt hat. Christoph Draeger’s Unterschrift von Segantini, eingraviert in einen Stein am Strassenrand, bezieht sich respektvoll auf diese Geste, und versetzt sie in eine Alpenlandschaft, die anders als die nahezu unberührte Furka geprägt ist von zivilisatorischer Nutzung, vor allem durch Besiedelung und Tourismus. Es ist dabei ein ironischer Zufall, dass Segantini das S wie ein Dollarzeichen ($) zeichnete. Durch die Unterschrift wird die Landschaft für den Betrachter symbolhaft zu einem Bild Segantinis, der im Oberengadin seine wichtigsten Werke gemalt hat. Dabei geht Draeger wie Finlay davon aus, dass es keine unabhängige neutrale Realität gibt, und schon gar keinen unschuldigen Blick. Die Landschaft, die Segantini noch als Idylle gemalt hätte, ist heute verbaut und die Natur ist vom Klimawandel bedroht. Finlay’s Werk, die Signatur von Ferdinand Holder, ist nach 33 Jahren durch Erosion praktisch verschwunden. Durch den neuerlichen Abruf dieser Idee in neuem Umfeld werden nicht nur fundamentale Fragen der Landschaftsmalerei nach dem Werden und Vergehen, einem Hauptthema Segantinis, poetisch aufgerufen, sondern auch die Aktualität von Konzeptkunst und Land-Art kritisch affirmiert.

 

Vias d'Art 2020, Pontresina: Publications on Beauty

A Proposal for Pontresina

Boulder, engraving  (photo right side: Karen Geyer)

The signature of the famous painter Giovanni Segantini, carved by a graveyard sculptor in a boulder on the side of the road, symbolically defines the view as one of his pastoral paintings that he painted mostly in this area, the Upper Engadin. The landscape that Segantini would have painted as an idyll in 1890 is now obstructed and nature is threatened by climate change. It is characterised by civilisational use, above all by real estate and tourism, and it is an ironic coincidence that Segantini painted the S like a dollar sign ($). The piece refers to Scottish artist Ian Hamilton Finlay who in 1987 carved the signature of Ferdinand Holder as a relief on the the surface of a boulder at Furkart, defining the untouched mountain landscape as one of Hodler’s heroic nature representations ("A Proposal for the Furkapass", FurkArt 1987). Finlay’s work, the signature of Ferdinand Holder, has disappeared after 33 years due to erosion. The fresh retrieval of his idea in a new environment not only poetically updates fundamental questions of landscape painting, of becoming and passing, main themes of Segantini, but also critically questions the topicality of conceptual art and land art.

Spieglein, Spieglein 

Je zwei Spiegel, 70x100cm

In drei engen Seitengassen zur Via Maistra werden je zwei ausrangierte Badzimmerspiegel aus einem abzubrechenden Hotel einander gegenüber montiert, um den sogenannten Coiffeur-Effekt zu erzielen, dessen Unheimlichkeit schon Mani Matter besungen hat (Bim Coiffeur, 1966). Das Spiegelbild spiegelt sich im endlosen Feedback-Loop und erzeugt einen Unendlichkeitskanal. Die Betrachter können sich ihres Äusseren versichern, und dabei einen raren Blick auf ihren Hinterkopf erheischen, mit dem surrealen Risiko, sich in der Unendlichkeit zu verlieren. Die Arbeit nimmt direkten Bezug auf René Magritte und Christoph Draeger, “La Reproduction Interdite” (1937/2020). Auch mit dieser minimalistischen Intervention geht es Draeger darum, die Dimension der Zeit durch die Einbeziehung des Betrachters und seiner Umgebung in der Realität zu repräsentieren und zu beobachten, was im Wechselspiel zwischen der Umgebung, dem Betrachter und dem von den reflektierenden Oberflächen erzeugten virtuellen Raum aktiviert wird. Der Titel eröffnet mit dem Verweis auf Schneewittchen und die Eitelkeit der Königin eine weitere Interpretationsebene, und bezieht sich direkt auf das Ausstellungsmotto, Publikationen zur Schönheit.

 

 

 

Spieglein, Spieglein an der Wand/ Mirror, mirror on the wall, 2020

Two identical mirrors, 70x100cm each

In three narrow side streets to Via Maistra, six bathroom mirrors from a hotel to be demolished were installed as pairs exactly opposite of each other in order to achieve the infinity tunnel, an uncanniness of which Swiss poet Mani Matter has sung (Bim Coiffeur, 1966). The image in the reflection is reflected in an endless feedback loop. Viewers can assure themselves of their appearance and get a rare look at the back of their heads, with the surreal risk of getting lost in infinity. The work makes direct reference to the work “La Reproduction Interdite” (1937/2020), installed nearby. Also with this minimalist intervention, Draeger is invested in representing and observing the dimension of time by including the viewer and his surroundings in the virtual space created by the reflective surface. With the reference to Snow White and the vanity of the Queen, the title opens up another level of interpretation, and refers directly to the title of the exhibition, Publications on Beauty.

 

https://www.cultura-pontresina.ch/ausstellungen/kunstwege-vias-dart-pont...

https://www.flickr.com/photos/kunstwegepontresina/albums/72157714794409347