Kunstwege 2020, Pontresina: Publikationen zur Schönheit
“A Proposal for Pontresina”
Felsbrocken, Gravur, Farbe
Das Werk “A Proposal for the Furkapass" des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay (1925-2006) von 1987 für Furkart stellt, reliefartig aus der Oberfläche eines herumliegenden Felsbrocken gehauen, die Signatur von Ferdinand Holder dar, der Anfangs unseres Jahrhunderts die Berglandschaft als heroisches Zeichen gemalt hat. Christoph Draeger’s Unterschrift von Segantini, eingraviert in einen Stein am Strassenrand, bezieht sich respektvoll auf diese Geste, und versetzt sie in eine Alpenlandschaft, die anders als die nahezu unberührte Furka geprägt ist von zivilisatorischer Nutzung, vor allem durch Besiedelung und den Tourismus. Es ist dabei ein ironischer Zufall, dass Segantini das S wie ein Dollarzeichen ($) malte. Durch die Unterschrift wird die Landschaft für den Betrachter symbolhaft zu einem Bild Segantinis, der im Oberengadin seine wichtigsten Werke gemalt hat. Dabei geht Draeger stärker noch als Finlay davon aus, dass es keine unabhängige neutrale Realität gibt, und schon gar keinen unschuldigen Blick. Die Landschaft, die Segantini noch als Idylle gemalt hätte, ist heute verbaut und die Natur ist vom Klimawandel bedroht. Finlay’s Werk, die Signatur von Ferdinand Holder, ist nach 33 Jahren durch Erosion praktisch verschwunden. Durch den neuerlichen Abruf seiner Idee in neuem Umfeld werden nicht nur fundamentale Fragen der Landschaftsmalerei nach dem Werden und Vergehen, ein Hauptthema Segantinis, poetisch aktualisiert, sondern auch die Aktualität von Konzeptkunst und Land-Art kritisch hinterfragt.