Still from The Rd., 2013 Synchronized two-channel video installation, 7 min 48
Installation view, Kunst(zeug)haus Rapperswil, 2013
The piece is a meditation on John Hillcoat's endgame epic "The Road" (2009), arranged as a double projection. After a disaster, a father and his son travel through a ravaged America towards the coast, their concern is the daily survival and the search for food. First, Christoph Draeger had the original material selectively appropriated: he reduced the original film to the 7:30 minutes of actual travel pictures and therefore deleted any anecdotes. Then he combined it with his own person (as a media consumer, as an artist and director, and in this work mainly as a father of a little boy) to bring it into the here and now. (Daniela Hardmeier, exhibition curator)
CHRISTOPH DRAEGER. ZERO
26. Mai bis 15. September 2013
Pressetext
In seinen Arbeiten geht Christoph Draeger oft der Frage nach, wie sich die Bilder vergangener Katastrophen als Sediment im sozialen Gewebe niederschlagen, wo sie zu lokalisieren sind und wie man sie wieder zugänglich machen kann. Christoph Draeger baut im Kunst(Zeug)Haus eine Landschaftsinstallation, die von den Besuchern betreten werden kann: Eine Miniaturlandschaft wie aus einem Albtraum, alles zerstört, verbrannt, von Asche überzogen. Durch das eigene Betreten wird der Betrachter zudem zum Auslöser akustischer "Erdbeben". Seine intensive Beschäftigung mit dem Thema Katastrophe spiegelt sich auch in der Videoinstallation The Wicker Man sowie in seiner filmischen Bearbeitung von John Hillcoat’s epochalem Endzeitepos, The Road.
Situationen und Ereignisse, die immer wieder verhandelt werden und doch nie eintreffen, bergen wie Zwischenlager für radioaktive Abfälle explosives Potential. Christoph Draeger untersucht in seiner Ausstellung im Kunst(Zeug)Haus, was sich aus dem medialen postapokalyptischen Sondermüll heben lässt, und entwickelt daraus eine prekäre Situation, welche den Besucher interaktiv miteinbezieht. Ausgehend von seinen frühen, grossformatigen Katastrophenmodellen, Catastrophe#1 (1994) und Catastrophe#2 (1996), baut Christoph Draeger erstmals für eine Ausstellung ein Landschaftsmodell: Eine Miniaturlandschaft wie aus einem Albtraum, alles zerstört, verbrannt, von Asche überzogen, weiss-grau-braun-schwarz in vielen Schattierungen. Eine apokalyptische Vision, ein Hieronymus Bosch Gemälde in der Horizontalen, leergefegt von Akteuren. Die Plattform, auf dem das Modell steht, füllt den Grossteil des graphischen Kabinetts aus, der Besucher muss sie selber betreten, um die Landschaft zu betrachten, um darum herumzugehen. Dabei werden die Erschütterungen seiner Schritte und die Vibrationen jeder seiner Bewegungen von Tonabnehmern registriert und von Verstärkern und Lautsprechern in den Raum übertragen. Jeder Besucher löst seinen eigenen Soundtrack aus und kann die Töne über seine Bewegungen manipulieren. Eine spontane Komposition entsteht. Stoppt man, wird es still. Bewegen sich mehrere Personen im Raum, wird der Sound dichter, chaotischer. Diese "Soundscape" ist auch als Hommage an John Cage zu verstehen, der im Jahr 1960 "Cartridge Music" publiziert hat, ein Stück, das auf der zufälligen Entstehung von Geräuschen beruht, welche durch entfremdete Plattenspielertonabnehmer erzeugt werden.
Neben dieser Installation zeigt der Künstler zwei Videoprojektionen: 2007 hat Christoph Draeger in Motier seinen 8m hohen “Wicker Man” errichtet, im Juni 2008 wurde er als Performance verbrannt. Ohne Kenntnis des Originals vermag der Betrachter nur spekulieren über den Sinn dieser Verbrennung, die Schönheit der Zerstörung lässt uns jedoch verweilen. Dass der Originalfilm von einem heidnischen Menschenopfer handelt spitzt die Anziehung durchaus zu. Als Doppel-Projektion zeigt der Künstler seine Bearbeitung von John Hillcoat’s epochalem Endzeitepos „The Road“ (2009): Ein Vater und sein Sohn reisen nach einem Katastrophenereignis durch ein verwüstetes Amerika in Richtung Küste, ihre Sorge gilt dem täglichen Überleben und der Suche nach Nahrung. Christoph Draeger hat sich das Originalmaterial zuerst selektiv angeeignet, um es dann radikal zu objektivieren: er verbindet es mit seiner eigenen Person (als Medienkonsument, als Künstler und Regisseur, und in dieser Arbeit vor allem als Vater eines kleinen Jungen), um es ins Hier und Jetzt zu bringen.
Daniela Hardmeier, Kuratorin
Veranstaltungen
- − Vernissage: Sonntag, 26. Mai 2013 um 11.30h
- − Christoph Draeger und Bob Gramsma führen durch ihre Ausstellungen:
Sonntag, 1. September 2013 ab 12h. Anschliessend Wurst und Bier. - − Öffentliche Führungen:
Sonntage 2. Juni, 30. Juni, 25. August und 15. September 2013, jeweils um 11.30h